Mittwoch, 13. Oktober 2010

Wohnen ist Menschenrecht

Klus, Rausch, Reyers (Hrsg) Wohnen ist Menschenrecht

Ein erfolgreicher Bürgerentscheid in Freiburg
2007, ISBN 978-3-930830-95-4, 175 Seiten 21x21 cm
Wendepunkt am Wohnungsmarkt
Freiburger Bürger stimmen gegen Privatisierung von städtischen Wohnungen. Der Entscheid schmälert die Chancen für weitere Verkäufe. (Die Welt, 14. November 2006)
Am 12. November 2006 entschieden sich in einem Bürgerentscheid 70% der wahlberechtigten Freiburger Bürgerinnen und Bürger dafür, die Frage „Sind Sie dafür, dass die Stadt Freiburg Eigentümerin der Freiburger Stadtbau GmbH und der städtischen Wohnungen bleibt? “ mit JA zu beantworten. Dieses Ergebnis wäre ohne die Arbeit der Bürgerinitiative „Wohnen ist Menschenrecht“ undenkbar gewesen. In der Bürgerinitiative organisierten sich Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen mit einem Ziel: kein Verkauf der städtischen Wohnungen. Wie dies gelang und was alles dazu bewegt wurde, ist in dieser Dokumentation zusammengefasst. Die Beteiligten schreiben über ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Aktionen, Wut und Frust, Freude und Engagement.

Inhaltsverzeichnis
Erfolgsgeschichten - ein Vorwort  Einführung: Günter Rausch
Prolog
Sonntag, 12. November - 18.00Uhr  Rathausfoyer: Ulrike Schubert
Denkwürdige Tage: Gabi Rolland
Ein Aprilscherz... War das ein Aprilscherz?: Walter Krögner
Offener Brief der Architektenkammer
Offener Brief der Kirchengemeinden Weingartens
WiM - Wohnen ist Menschenrecht: Heidrun Maitreau
Die Komödie der Privatisierung: Jürgen Höfflin
Gewerkschafter von Anfang an dabei: Bernd Wagner
... und die Folgen
Mit Samba lautstark gegen den Wohnungsverkauf: Nina Kuhn/Maren Naecker
Ein folgenreiches Telefongespräch: Anonymus
Bürgerbegehren - ein Risiko, das sich auszahlt: Hendrijk Guzzoni
Unterschriften sammeln - ein Leichtes?: Regina Theis-Schwenninger
Eine Freiburger Gesellschaft: Anne Reyers
Von Leintüchern und Haustürgesprächen: Konstanze Trandin
Steh auf, wenn Du was ändern willst: Arno Bank
Dicke Luft in Weingarten: Günter Ziegler
24-Stunden Lauf - für die Zukunft unserer Kinder: Sebastian Klus
Wohnungsverkauf - die Begegnung zweier Welten: Gerhard M. Kirk
Pro und Contra Wohnungsverkauf: Uwe Mauch und Simone Lutz
Die "Bürger"versammlungen: Elisabeth Lauck-Ndayi
Christa Donat - ein prägendes Gesicht der BI: Sebastian Klus
1. Juli: Okay, die können das schaffen: Angelo Russo
Der Freie Bürger berichtet: Martin Düpper
Gemeinwesenarbeit muss sich einmischen - Bericht aus der "Keimzelle des Widerstandes": Annette Brox
Die schwärzeste Stunde: Hendrijk Guzzoni
Zum Bild der Heuschrecke: Wilhelm Schwendemann
Acht Thesen des Freiburger Kulturrates
Ein heißer Herbst
Eine Büttenrede: Edda Kreutz
Neue Straßenaktionen: Elisabeth Lauck-Ndayi
Ein Brief von Maren an Freunde und Bekannte: Maren Naecker
Solidarität zwischen Deutschen und Migrantlnnen im Stadtteil Brühl-Beurbarung: Renate Derr
Wählen gehen! Ein Wahlaufruf des Bürgervereins Brühl-Beurbarung
Gemeinsam geschafft: Patricia Schmitt
Plakate für den Wahlkampf: Claudia Bardelang
Ein "Bauwagen" in der City und die "Macherinnen": R. Theis-Schwenninger/K.-J}. Schwenninger,
70.000 Zeitungen verteilen: Gerhard Steinhart
Was wird aus Rosa und ihrer Frühstücksrunde?: Rafael Zimmermann Recht auf ein menschenwürdiges Leben: Ulrich Bayer
Freiburgs Bürgerschaft entscheidet klug!: Horst Bergamelli
Wie stimmt mein recht "grünes" Stadtviertel ab?: Heidrun Maitreau

Eine Rede: Günter Rausch

Öffentliche Wohnungen - für die Freiburg SPD eine Frage des Grundsatzes: Walter Krögner
Bürgerentscheid - Ein Instrument der Einflussnahme auf kommunale Entscheidungen: Herta König
Neoliberale Politik gefährdet den sozialen Frieden: Lothar Schuchmann
Die Sozialcharta - Schutz oder Augenwischerei?: Manfred Wolf
Schulden machen können wir auch - BI "Ja zum Beteiligungsmodell!: Wohnraum für Alle
Die Kunstauktion - eine Säule der Finanzierung der Bürgerinitiative: R. Theis-Schwenninger/K.-J. Schwenninger
22.0ktober 2006: Die Auktion - ein Erlebnisbericht: Atai Keller
Clowns gegen den Wohnungsverkauf: Shiva Crings
Selbermachen ist besser: Rolf Böhme
Finale furioso
Rezept für einen Bürgerentscheid: Heidrun Maitreau
Das letzte Bürgergespräch im Theater Freiburg: C. Stephanie Rich
Einstimmig: Hendrijk Cuzzoni
Das Wunder von Weingarten: Angelika Wehinger
Hauptsache gewonnen - oder? Ein kurzer Blick auf die Statistik: Sebastian Klus
Freiburg widersteht der Spaltung: Fritz Spengart
Ein Erfolg des außerparlamentarischen Widerstandes: Michael Moos
Der Tag X und die Tage danach: Heidrun Maitreau
Epilog
Eine besondere Erfahrung: Ute Cuzzoni
Nachruf auf Babi Bank
8. März 2006: Günter Rausch
Organisierte Bürgermacht - Wider die Arroganz der Macht: Günter Rausch
Anhang
Chronologie der Ereignisse
Solidaritätserklärungen

Rezension
Eine bewusst subjektive Rückschau
Buch zum Bürgerentscheid
Zum Jahrestag des Bürgerentscheids am 12. November 2006 hat die Bürgerinitiative „Wohnen ist Menschenrecht" ein Buch veröffentlicht, um den knapp acht Monate wähnenden Kampft gegen den von Oberbürgermeister Dieter Salomon geplanten Verkauf städtischer Wohnungen zu dokumentieren. Es ist eine bewusst subjektive Rückschau geworden. Sie verzichtet weitgehend auf all die komplizierten Argumente für oder gegen den Wohnungsverkauf als vermeintlich letztes Mittel zur Haushaltskonsolidierung. Stattdessen kommen jene zu Wort, die den Bürgerentscheid zum Erfolg verholfen haben. „Mit unglaublichem Engagement, mit beispielloser Kreativität und einer Menge Zivilcourage", wie Mitherausgeber Günter Rausch bilanziert. In der Tat lässt sich anhand der Beiträge nachvollziehen, wie aus dem ersten Schock, als der Oberbürgermeister seine Gedanken zu einem möglichen Wohnungsverkauf öffentlich machte, sich sofort Widerstand organisierte, in einer Bürgerinitiative bündelte und nach anfänglichen Zweifeln strategisch geschickt den Bürgerentscheid ansteuerte. Die Beiträge zeigen auch, wie persönliche Betroffenheit zum politischen Mittun motivieren kann, Quartiersarbeiterinnen schildern die Ängste vor Ort, Vertreter von Mieterinitiativen beschreiben die missglückten Bürgerversammlungen, eine Künstlerin erzählt, wie die Plakate entstanden sind, ein Pfarrer berichtet vom Protest in seiner Gemeinde. Und natürlich gehören auch Mitglieder des Gemeinderats zu den Autorinnen und Autoren. Und die nutzen die Gelegenheit, wie etwa Michael Moos von den Unabhängigen Listen, der schwarz-grünen Allianz im Gemeinderat neoliberale Tendenzen zu attestieren.
Die 175 Seiten sind ein spannender Rückblick auf eine spannende kommunalpolitische Debatte. Allerdings verharrt die Analyse in der holzschnittartigen Darstellung von den Guten in der Bürgerinitiative und den Bösen in Verwaltung und Gemeinderat. Das wird der damaligen Problemtage nicht gerecht. Dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb, können die Beitrage durchaus als Blaupause für den Widerstand andernorts dienen. Nicht zuletzt das bundesweite Interesse an der erfolgreichen außerparlamentarischen Opposition hat den Ausschlag gegeben, dieses Buch zu machen.
mac Freiburger Zeitung

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